Heiners erster Marathon
Eigentlich wollte ich ja nur Halbmarathon trainieren und den schneller laufen können. Da ich das laufen erst wieder vor einer Weile begonnen hatte, kämpfte ich noch mit langen Läufen und scheiterte an der 18km Marke. Das war Ende 2011. Aber dann kam alles anders. Als andere Läufer meinen kernigen Trainingsplan für Halbmarathon von Peter Greif sahen, machten sie mir Mut doch einen Marathon zu laufen.
Marathon? Ich? Viel zu lang und anstrengend! … Hm, aber wäre ja mal eine Herausforderung. Petra ließ es auch nicht beim motivieren, sondern lief dann mit mir in Lübeck. Fröhlich quatschend vergaß ich doch glatt bei KM 18 müde Beine zu bekommen. Von da ab war klar, dass ich etwas langsamer laufend viel weiter laufen kann. Als ich dann bei einem Gruppentreffen erfahrene Marathonläufer traf, hatte ich Feuer gefangen. Das will ich auch können. (Dass ich bei diesem Treffen zum ersten Mal Gina treffen und sie später lieben und heiraten würde, wusste ich damals noch nicht.)
Also gut, Marathon. Das Jahr 2012 lag vor mir. Der Greif-Plan wurde locker mal etwas ausgebaut. Die langen Läufe am Wochenende wurden länger und der Wochenkilometerumfang auf 80-100km erhöht. (Ende 2012 sind so locker 4600 gelaufene Jahreskilometer zusammen gekommen.) Vorsichtig wie ich trotzdem noch war, nahm ich mir einen Marathon im Oktober (21.10.12) vor. Das sollte dann aber nicht der erste werden. Denn abermals überzeugten mich Gina und Petra davon, meine Ziele zu ändern. Die Meinungsansage war der Langelner Hügelgräber Marathon am 10.06.12. Immerhin auch eine 10 im Datum. Passt.
Der Langelner Marathon führt an vier historischen Hügelgräbern vorbei. Dabei läuft man die 42,195 km über kleine Asphaltstraßen und zweispurige Betontrassenfeldwege. Das Streckenprofil ist recht flach. Es werden 10 Runden zu 4,2195 km gelaufen, so dass man in jeder Runde am Verpflegungsstand vorbei kommt.
Da es mein Debüt werden sollte, bekam ich den weisen Rat, es laaaangsam anzugehen und den Lauf zu genießen. Nun ist es mit Genuss ja so eine Sache. Ich mag es rollen lassen. Konsequenterweise lief ich gleich mal mit einer Pace von 4:45 (min/km) los und ließ Gina und Petra hinter mir. Das Tempo hielt ich dann auch so etwa bis KM 30. Was dann folgte wird mit dem Hammermann bezeichnet. Gemeint ist, dass die Kohlenhydrate langsam zur Neige gehen und der Körper vermehrt Fett verbrennen muss, um Energie bereit zu stellen. Das geht langsamer. Die Beine fühlen sich schwerer an. Natürlich weiß ein Marathon-Debütant alles besser und läuft nicht nur zu schnell los, sondern isst und trinkt auch zuwenig. Es war warm. Die Beine meldeten also müde und gehen ist doch viel bequemer und hast du das weiche Gras am Wegesrand gesehen? Prima geeignet sich dort hinzusetzen und den anderen Läufern zuzuwinken. … Ähem, nee so nicht. … Es ist der Kopf der hier bremst. Die Beine können viel mehr. Sollte ich noch lernen. Später. Jetzt versuchte ich immer wieder nach kurzen Gehpausen zu laufen. DNF kam nicht in Frage. Nach 3:39:20 kam ich ins Ziel. Geht doch.
Später habe ich gelernt, dass ich zwar müde sein, aber vor dem Ziel sogar sprinten kann, als wäre ich gerade erst losgelaufen. Wenn mein Kopf ins Ziel laufen will, schaffen es die Beine meistens auch. Wenn mein Kopf Probleme wälzt, klappt es nicht. Es ist der Kopf, der mir vorgaukelt es zwickt im Körper. Ignorieren hilft, sofern keine echte Verletzung dahinter steckt. Beim laufen muss ich mich motivieren, stark machen. Marathons laufe ich mit dem Kopf.
Den Marathon im Oktober bin ich dann trotzdem noch gelaufen. Also eigentlich sogar zwei im Oktober. Also eigentlich 7 Halbmarathons (PB 1:38:59), 4 Marathons und zwei Ultramarathons (69km) in 2012. ... Naja, manchmal muss man Ziele halt etwas ändern. ;-)
(Bericht 2012: Heiner)